Am Nest der Beutelmeise

Jedes Jahr brüten in Rostock einige Paare der Beutelmeise.

Da es noch einige wenige geeignete Brutreviere für diese interessante Vogelart gibt, bin ich froh, dass diese bisher noch in Takt sind und die Beutelmeisen treu immer wieder die gleichen Nistbäume nutzen.

Die alten Nester aus den Vorjahren sind noch da. Oft das aus dem letzten Jahr, noch recht gut erhalten und simpel an der dunkleren Farbe zu erkennen, manchmal auch das aus dem vorletzten Jahr, arg ramponiert und stark verwittert.

Das löst bei den Beutelmeisen offensichtlich den Schlüsselreiz aus, an diesem Standort erneut zu bauen.

Die auffälligen Lautäußerungen der Beutelmeisen machen ein Auffinden sehr einfach.

Wenig scheu, lassen sie sich dann in der Nähe des Nestes gut beobachten und fotografieren.

In Nestnähe ist es gut möglich, vom 3-Bein-Stativ aus zu arbeiten.

Das ist bequemer für den Fotografen und sorgt auch bei längeren Fotosessions für saubere Bilder.

Ich stelle mich so auf, dass ich das Nest aus ca. 15 m sehen kann, die Weidenbüsche 3-8 m vor mir sind, die Sonne morgens von hinten scheint und abends dann Gegenlichtaufnahmen ermöglicht.

In der Regel halte ich mich in den frühen Morgenstunden und vor dem Sonnenuntergang am Nest auf.

Der Neststandort, an dem ich in diesem Jahr fotografiere, ist sehr günstig gelegen. Zwanzig Minuten mit dem Fahrrad von meiner Wohnung entfernt, haben die Beutelmeisen ihr Nest in einer Birke an einem Wassergraben gebaut.

Der Graben verläuft durch eine Feuchtwiese und ist von Weidengebüschen und Schilfbeständen gesäumt.

Der nächste Weg, auf dem Menschen sich bewegen, ist weit entfernt, ich bin völlig allein, nichts und niemand stört. Ein glücklicher Umstand für mich als Fotografen und für die Beutelmeisen natürlich auch.

An einigen Tagen bin ich auch mit meinem Fotokumpel Kai vor Ort, mit 2 m Sicherheitsabstand zueinander, denn Corona ist auch hier im Geiste präsent.

Leider habe ich den Nestbau erst in fortgeschrittenem Baustadium der "Tasche" aufgesucht.

In dieser Phase baut das Weibchen überwiegend im Nest, das Männchen liefert Nistmaterial.

Ab und zu werden längere Fasern zum Nachbessern der Nestaufhängung genutzt, das meiste Material wird jetzt aber an das Weibchen übergeben und für den Innenausbau und die Verstärkung der Wandungen verwendet.

Schon 6 Tage später ist auch die Röhre fertig gestellt und das 2. Loch der "Tasche" geschlossen.

Jetzt ist keine Bautätigkeit mehr zu erkennen. Sowohl Weibchen alsauch Männchen suchen ganz nach Meisenart ausserhalb des Nestes permanent wuselnd nach Nahrung.

Systematisch wird eine Blüte nach der anderen im Weidengebüsch nach Fressbarem durchsucht. So bekomme ich ab und zu die Gelegenheit ein Foto zu machen, wenn die Tiere in der äußeren Vegetation herumturnen.

Interessant ist auch zu beobachten, wie der spitze Schnabel zum Abziehen und Bearbeiten schmaler Rindenbast-Streifen von Weidenzweigen benutzt wird.

Auch bei der Nahrungsaufnahme wird er wie eine feine Pinzette eingesetzt.

Das Fotografieren der Beutelmeisen ist eine echte Herausforderung, schnelles Fokussieren und Verfolgen ist erforderlich, Bildkomposition im Vorraus unmöglich und reiner Zufall. Nur die Beleuchtungsrichtung kann man sich halbwegs aussuchen.

Ohne einen guten Stativkopf wäre das Erfassen und Verfolgen des Motives unglaublich anstrengend oder sogar unmöglich. Sauberes Nachführen, Neigen und Schwenken sind unabdingbar, damit überhaut scharfe Bilder entstehen.

Kurze Verschlußzeiten und möglichst das Nutzen der Offenblende sind gefragt.

Spannend wird es wieder nach der Brutphase, wenn die Jungen gefüttert werden. Dann wird neuerlich viel "Action" am Nest sein.

Und wenn ich ganz viel Glück habe, passe ich den Ausflug der Jungtiere aus dem Nest ab.

Von mir benutzte technische Hilfsmittel:

 

Titelbild: Beutelmeise am Nest.

Eine größere Auswahl meiner Beutelmeisen-Bilder findest Du hier: christian-luebke.photography

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Tags: Bilder
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