Am Lummenfelsen
Immer wieder zieht es mich nach Helgoland, diesmal mit leichtem Gepäck für 3 Tage. Das Beste daran, die Reise war ein Geschenk meiner Frau.
Noch nie war ich im Sommer auf dem "Roten Felsen" und kannte daher nicht das bunte Treiben am Lummenfelsen. Also musste ich nach dem mühseligen Einchecken im Hotel (Corona verkompliziert halt alles) gleich dorthin.
Die Kolonie wächst Jahr um Jahr, sodass mittlerweile einige Basstölpel ihre Nester auf dem Klippenweg bauen. Wo kommt man so nahe an brütende Seevögel heran, ohne dass diese irgendwelche Scheu zeigen?
Obwohl Helgoland keine große Insel ist, läuft man schnell einige Kilometer am Tag. Daher hatte ich mich diesmal für leichtes Gepäck entschieden und war mit der Canon EOS R5, dem RF 100-500 und 2 leichten Stativen von Leofoto (LS-223CEX Ranger Mini-Stativ & LQ-284C Karbon-Stativ + Kugelkopf LH-30), sowie 5 Akkus und dem Canon EF 16-35mm f/4,0 L IS USM Canon EF unterwegs. Das Canon 400mm f/2.8 L IS II und die Konverter, wie auch mein Really Right Stuff TVC-33 mit dem geliebten Flexshooter Pro Lever mussten zu Hause in Rostock bleiben.
das neblige Wetter machte Flugaufnahmen in jede Richtung möglich
Ganz ehrlich, für Flugaufnahmen ist das Canon RF 100-500mm f4.5-7.1 L IS USM bis auf die etwas geringe Lichtstärke ein Traum und noch dazu super scharf. Reaktionsschnelles agieren aus der Hand ist somit recht easy bei dem Leichtgewicht und mit der R5 und dem Zoombereich des Objektivs ist man hier bestens ausgestattet.
auch Porträts sind mit dem 100-500 klasse umzusetzen, die Naheinstellgrenze von ca. 1m ist ideal
Das Gewimmel in der Tölpelkolonie hat mich anfangs etwas überfordert. Ich wusste gar nicht, was ich zuerst anvisieren soll. Da hilft nur, sich ein Tier herauszupicken und zu hoffen, dass sich etwas Interessantes tut.
vor dem Felsen, der hier einen einmaligen Hintergrund abgibt
Vom Stativ habe ich dann Bilder mit größerer Tiefenschärfe gemacht, um die dann durch das Abblenden relativ langen Verschlußzeiten bei einer noch vernünftigen ISO hinzubekommen.
Nach und nach habe ich dann auch Detailaufnahmen gemacht. Interessant waren die möglichen Hintergründe und durch Glück hatte ich fast den ganzen Tag bestes, diffuses Fotolicht.
Das Verhalten der Tiere in der Kolonie zu beobachten, war eine Freude. Bei jeder Ankunft eines Vogels gab es ein großes "Hallo" und wenn der Landende an der falschen Stelle ankam, gab es viel Streit in Reichweite der jeweilig besetzen Nester.
Eigentlich hätte ich mich auch noch an Weitwinkelaufnahmen von der herrlichen Nebelstimmung an der Langen Anna versuchen sollen. In der jedoch recht kurz bemessenen Zeit, die mir zur Verfügung stand, habe ich es aber einfach nicht geschafft. Schade, wer weiß, wann oder ob sich mir so eine Gelegenheit noch einmal bietet.
Zum Sonnenuntergang glimmte das Felswatt unterhalb der Brutfelsen in den schönsten Farben.
Es gibt nicht nur die Basstölpel zu bestaunen
Trottellummen am Felssims, oben links ist ein Küken zu sehen
Weitere Brutvögel am Felsen sind Trottellumme, Eissturmvogel, Tordalk und Dreizehenmöwe.
Die Lummen sitzen aber nicht so auf dem Präsentierteller wie die Tölpel. Wie diese Vögel es schaffen, sich auf den schmalen Felssimsen zu halten, das Ei auszubrüten und die Jungen großzuziehen, ist für mich immer noch ein Wunder der Anpassung.
Flugbilder von den Dreizehenmöwen und Trottellummen sind schon etwas schwieriger zu machen, bei den Möwen wegen der tiefen Flugbahn, weshalb man diese meist nur schräg von oben erwischt hat. Bei den Lummen wegen der schieren Geschwindigkeit im Flug.
Trotz des großartigen AF der R5 ist ein Foto einer pfeilschnell vorbeifliegenden Lumme eine Herausforderung. Ich habe tatsächlich nur wenige brauchbare Bilder erhalten. In erster Linie lag das wohl am Fotografen selbst und dem, für rasante Action, etwas dürftigen Licht.
Die Tordalken sind nicht sehr zahlreich und etwas weit entfernt in der Felswand für meine 500mm Maximalbrennweite. Leider habe ich auch die Eissturmvögel nicht gesehen.
Am nächsten Tag wurde zur Düne übergesetzt.
Gleich am Nordstrand fütterte ein Paar Austernfischer seine Jungen.
Austernfischer übergibt Fliege an Jungtier
Mit meinem kleinen Stativ für bodennahe Aufnahmen konnte ich sehr schön eine tiefe Perspektive finden. Die Austernfischerfamilie nahm an mir keinen Anstoß, da ich mich bäuchlings auf den Boden gelegt hatte und mich wenig bewegte.
So konnte ich miterleben, wie die Tiere um mich herum der Nahrungssuche nachgingen und bis zu 3m an mich heranliefen.
Im Auge behalten haben mich die Elterntiere trotzdem, verhielten sich aber ohne Scheu und Argwohn. So ging die Familie bis zur Ankunft einer Gruppe von Handyfotografen dem Nahrungserwerb nach.
Einige Kegelrobben schauten ab und zu in Ufernähe aus dem Wasser. An Land, anders als im Winter, waren allerdings keine dieser Giganten zu finden.
Seltenheiten
Eigentlich hatte ich keine Lust, den wenigen gemeldeten Seltenheiten auf der Insel hinterherzurennen. Eine Polarmöwe und auch Gryllteisten waren zu sehen, haben mich aber nicht dazu motiviert. Den Rosenstar am Kringelstrand musste ich aber dann doch besuchen. Nur hier habe ich mein Canon 400mm f/2.8 L IS II mit 2fach-Konverter schmerzlich vermisst, denn mit 500mm bei Blende 7,1 war ich doch heftig "untermotorisiert".
Titelbild: Trottellumme am helgoländer Lummenfelsen
Eine größere Auswahl meiner Bilder findest Du hier: christian-luebke.photography